von Brigitta von Gruenberg | Feb 6, 2022 | Kurse
Das Band für’s Leben … Bei manchen Menschen ist das nicht nur eine Phrase, sondern es passt wirklich wie Faust auf’s Auge 😉
Genau so ein Paar durfte ich im Sommer begleiten, als sie ihre Ringe schmieden wollten.
Der erste Kontakt kam per Mail zustande. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Allerdings war ich doch etwas irritiert, als ich gelesen habe, dass die beiden in Bayern leben. Das ist nun mal nicht so ganz ums Eck 😉
Ok, es waren dann wohl doch nur 1,5 Stunden Fahrt, beide kommen ursprünglich aus der Pfalz und hatten hier ein Plätzchen zum Übernachten. Das klärte sich aber dann erst in dem Beratungsgespräch.
Das Gespräch war schon besonders.
Wie gesagt – es lagen ja ein paar Kilometer zwischen uns, also sind wir auf Zoom ausgewichen und haben virtuell besprochen, was sie sich vorstellen, was machbar ist und vor allem, wann wir den Workshop machen wollen. Wir lagen definitiv auf einer Wellenlänge und hatten bei dem Gespräch mit allen technischen Hürden (kaputter Laptop, fallendes Handy …) auf jeden Fall schon unseren Spass.
Mehr möchte ich gar nicht selbst dazu sagen. Das überlasse ich Christian und Heiko:
Voller Vorfreude fuhren wir an einem Montagmorgen nach Dannstadt. Nach einem kurzen Plausch, Feststellen der Ringgrößen und anderen Formalitäten, ging es auch schon los.
Da lagen „unsere Ringe“. Ein Stäbchen Metall. Matt. Fast schon unscheinbar. Nie im Leben werden wir daraus Ringe schmieden, dachten wir.
Los ging es dann an der Walze. Da war Muskelkraft gefragt. Anschließend erhitzen, dann wieder Walzen, wieder erhitzen, biegen, sägen…
Was haben wir uns da nur vorgenommen? Auf einmal lagen da zwei Ringe. Grob, unbearbeitet, ungeschliffen, matt und grau – aber es waren Ringe. Nun wurde gehämmert, gestaucht, wieder geweitet. Dazwischen immer wieder ein Bad in der Beize, wo wir dann außerhalb der Beize mal kurz verschnaufen konnten. Weiter ging es: Muster aufzeichnen. Und dann wurde abwechselnd mit Säge und mit Feile der Ring wieder bearbeitet.
Brigitta half uns dann beim Auflöten der farblichen Akzente und schon hieß es wieder feilen, feilen, feilen. Zwischendurch immer die „prüfenden“ Blicke auf die jeweiligen Ringe. Dann ging es ans Polieren. Und dann kam schon die Gravur.
Und nach anstrengenden aber kurzweiligen zehn Stunden lagen sie da: unsere Eheringe. Unvorstellbar. Unglaublich. Atemberaubend. Nicht vorstellbar, dass wir aus diesem Metallstäbchen vom Morgen solch einzigartige Ringe geschmiedet haben. Ein Erlebnis, dass wir nie vergessen werden. Eine Erfahrung.
Wir haben in diesen zehn Stunden unser Band fürs Leben geschmiedet.
Jetzt ist es wieder an mir, ein Bilder zu zeigen =)
Vom unscheinbaren Weißgold-Walzprofil zu etwas wie einem Ring
Das Muster wird angezeichnet. Die Linien werden dann erstmal eingesägt, damit man eine Führung hat und dann wird drauf los gefeilt.
Die gefeilten Ringe werden getauscht und vom Partner kritisch begutachtet. Es hat alles gepasst!
Ich habe diesen Tag unglaublich genossen.
Wir haben so viel Spass gehabt und irgendwie kam es mir vor, als würden wir uns schon ewig kennen. Das ist das, was meinen Beruf (oder meine Berufung) ausmacht. Das Zwischenmenschliche spielt da auch so eine große Rolle.
1000 Dank für den tollen Tag!
Und wer jetzt noch wissen möchte, wie der „Original“ Treppenring aussieht, darf gerne in der virtuellen Goldschmiede gucken gehen
von Brigitta von Gruenberg | Aug 28, 2016 | Werkstattberichte
Ein Paar Design-Trauringe entsteht …
Wenn Paare sich zu ihrer Hochzeit ein besonderes Design wünschen – zumindest was die Trau-Ringe angeht – sind sie bei mir genau richtig.
Ich liebe es, Trau-Ringe in einer anderen Art anzufertigen.
Diesmal hatten sich meine Kunden in meinem Online-Shop umgeguckt und sich in einen besonderen Ring verliebt – einen Treppenring aus Silber und Roségold.
Das ist definitv kein alltäglicher Ring 🙂
Aber ich liebe ja die Herausforderung
Das Pärchen ist extra aus Frankfurt zu mir in die Werkstatt gekommen, um sich beraten zu lassen. Immer wieder fiel der Blick auf den Treppenring, obwohl noch andere außergewöhnliche Ringe auf dem Tisch lagen…. Der Treppenring sollte es also sein.
Also ging es weiter zum Ringgrößen messen – ich muss ja wissen, was ich an Material brauche.
Nach ein paar Tagen hatte ich das Material beisammen und konnte loslegen …
Zuerst habe ich versucht, mit Strichen die Treppen anzuzeichen – mit mäßigem Erfolg 😉 Wenn es so nicht geht, geht es anders.
Einfach drauflos arbeiten.
Nach vielen, vielen Sägeschnitten konnte dann endlich die Feile genutzt werden. Mit viel Schweiß und auch einigen Blasen an meinen Fingern sind viele Treppen entstanden. Auch wenn die Stufen nicht genau so sind wie in dem Modell… Aber das macht ja das Individuelle aus.
Nach dem Feilen konnte das Roségold vorbereitet werden und aufgelötet werden. Das sieht immer etwas wüst aus – das wird aber noch schön 😉
Also, weiter im Ablauf … Löten, abbeizen (d.h. Oxide und Flußmittelreste entfernen), Überstände absägen und die Seiten abfeilen.
Die Oberflächen wurden natürlich auch noch geschmirgelt.
Puhhh – fast fertig…
Jetzt wurde noch die Innenkante gebrochen, damit die Ringe auch bequem am Finger sitzen. Gerade bei Trau-Ringen ist das ein Muss in meinen Augen!
Zum Schluss habe ich noch alles poliert und als besonderen Hingucker habe ich der Oberfläche ein schlagmattes FInish verpasst.
Zum Abholen und zu Anprobe kamen meine Kunden dann nochmal zu mir in die Goldschmiede… Wie immer war ich etwas aufgeregt – war gar nicht nötig. Das Paar war begeister!
So soll es sein 🙂
Hier kommt noch eine kleine Collage mit den Einzelschritten.
von Brigitta von Gruenberg | Apr 21, 2016 | Kurse
Wenn Freunde zum Trauring Kurs kommen …
Es ist immer wieder schön, wenn Paare ihre Ringe selber schmieden möchten =) Und wenn es dann noch sehr gute Freunde sind, macht der Trauring Kurs noch mehr Spass…
Eine Rückmeldung gab es von den Beiden auch, was mich sehr gefreut hat und immer noch freut.
Liebe Brigitta,
Unser Trauring Kurs bei Dir war sehr schön, spannend und lustig. Als Du uns die beiden Goldstränge gezeigt hast und sagtest „dass werden Eure Ringe“, war ich doch erst etwas skeptisch – „sind die nicht eigentlich rund?“
Mein Mann war da etwas zuversichtlicher… Nach einigen Stunden Material ziehen, walzen und darauf herum hämmern sahen unsere Rohlinge wirklich schon mal nach Ringen aus. Und stolz waren wir da schon wie Oskar. Dann ging es weiter. Um es kurz zu machen, nach zwei Tagen und unzähligen gerissenen Sägeblättern waren unsere Ringe fertig. Sie sind genau so geworden, wie wir sie uns vorgestellt haben. Und was das Beste ist, wir haben sie wirklich selber gemacht.
Danke für Deine Anleitungen, dass Du uns immer gut zugeredet hast und mit einer Selbstverständlichkeit gesagt hast „das schafft ihr schon“. Nur in absoluten Notfällen hast Du eingegriffen und uns so wirklich ganz allein an unserem Glück schmieden lassen.
Es war eine tolle Erfahrung, ein spannender Einblick in Deine Arbeit und eine unvergessliche Zeit. Vielen Dank dafür.
Britta und Heiko
So, und jetzt möchte ich mal einen kleinen Einblick geben, wie ein Trauring Kurs bei mir in der Goldschmiede abläuft und was für einzelne Schritte notwendig sind, um am Ende tolle Ringe am Finger zu haben.
Alles fängt mit einen Stück Gold an – in diesem Fall war es ein viereckiger Weißgolddraht. Dieser wird gewalzt und entsprechend der Vorstellungen oval gezogen.
Anschließend werden die Ringe grob in Form gebogen.
Nach dem Biegen – dabei sollten die Enden so nah wie möglich aneinander stehen – wird diese Fuge nocheinmal durchgesägt. Dann passen die Enden exakt aufeinander und es kann gelötet werden.
Am einfachsten ist es, wenn das Lot in dieser Fuge steckt. Dann kann das Lot nirgendwo anders hinfließen, als an die gewünschte Stelle. Das Lot ist quasi der „Kleber“ für das Weißgold.
Da man immer etwas mehr Lot nimmt, als man eigentlich braucht, muss der Überschuss so sorgfältig wie möglich möglich verfeilt werden. Sonst hat der Ring nachher einen „Hubbel“ – das sieht sehr unschön aus.
Der Ring war ja nach dem Biegen und dem Löten noch nicht wirklich rund – das erledigen wir mit dem Ringriegel und vorerst mit einem Gummihammer. Ein Metallhammer würde Kerben im Gold hinterlassen – das ist in diesem Fall unerwünscht …
Meistens ist der Ring nach dem Richten noch nicht ganz rund und oftmals stimmt die Größe noch nicht ganz. Also erledigen wir beide Probleme auf einmal. Mit dem „Schwanenhals“ (ich habe keine Ahnung, warum diese Maschine so heißt) wird der Ring in Form gedrückt. Dabei wird er auch etwas gestaucht, also kleiner gedrückt.
Damit sind die Trauringe auch schon fast fertig – aber nur fast …
Die Ringe sollten noch Zierrillen bekommen. Gesagt – getan. Aber bitte mit Vorsicht, die Sägeblätter sind sehr dünn und sägen auch gerne mal ins Fleisch.
Anschließend werden die Ringe innen und außen poliert und zu guter letzt bekommen sie eine schlagmatte Oberfläche. Der Handschuh ist dafür da, dass es nicht ganz so doll weh tut, wenn die Drähte der Schlagbürste mal nicht den Ring treffen 😉
Und damit sind die Trauringe dann auch fertig … Die Steine hab ich noch eingefasst. Das Endergebnis kann sich sehen lassen. Ich war und bin mächtig stolz auf meine Freunde – das haben sie wirklich sehr gut gemacht.
Und direkt noch hinterher: Bei mir hat noch kein Paar den Trauring Kurs beendet und hatte unfertige oder unschöne Ringe 😉 Zur Not wird etwas länger gemacht…
Die tollen Bilder sind nicht von mir – die sind von meiner Freundin und Lieblingsfotografin Britta Schlier.