Emaillieren – eine alte Handwerkskunst neu interpretiert

Emaillieren – eine alte Handwerkskunst neu interpretiert

Emaillieren – eine alte Handwerkskunst neu interpretiert

In diesem Artikel gebe ich dir mal wieder einen Einblick in meine Arbeit als Goldschmiedin und eine alte Handwerkskunst: Das Emaillieren. Im Folgenden zeige ich, wie ich meine „Petits Points“-Ohrstecker emailliere.

„Les Petits Points“ in mittelblau

Emaille ist ein hochschmelzendes Glas, dass auf Metallgrund gebrannt oder in einem Metallrahmen gehalten wird. Das Emaillieren als Kunsthandwerk hat eine lange Tradition. Das Verfahren wurde angeblich unbeabsichtigt von einem Alchemisten entdeckt, beim Versuch Gold herzustellen. Im asiatischen Raum wurde das Emaillieren von Kunstgegenständen und Schmuck schon vor Jahrtausenden praktiziert. In Europa erlebte es seine erste Blütezeit im 11. Jahrhundert am Rhein. Der Begriff „Email“ kommt übrigens aus dem Französischen und steht für Schmelz.

Und so geht’s…

1. Das Ausschwemmen

Das Emaille-Pulver wird zuerst ausgeschwemmt – das heißt, es wird mit destilliertem Wasser ausgespült, damit alle Staubpartikel aus der Farbe entfernt werden.

Ausschwemmen des Emaille-Pulvers

1. Ausschwemmen des Emaille-Pulvers

2. Auftragen der Emaille

Dann trage ich die nasse Emaille mit einem kleinen Spatel auf die Metalloberfläche auf – nicht zu dick und nicht zu dünn und lasse sie trocknen.

Auftragen der Emaille

2. Auftragen der Emaille

3. Das Brennen

Als Nächstes wird gebrannt: Dazu lasse ich das Schmuckstück auf dem Gitter langsam erst langsam aufwärmen. Macht man das zu schnell, kann das Emaille reißen. Emaillieren macht im Sommer weniger Spaß, denn der Ofen hat eine Arbeitstemperatur von gut 930 Grad.

Dann geht’s auch schon in den Ofen. Der Brennvorgang dauert nicht lange, bei diesen Stücken nur etwa 40 Sekunden.

Hier werden die Ohrringe gebrannt

3. Hier werden die Ohrringe gebrannt

4. Das Abkühlen

Beim Abkühlen ändert sich die Farbe vom Emaille in die eigentliche Farbe. Während des Brennens sieht sie oft ganz anders aus.

Die fertig gebrannten Ohrringe

4. Die fertig gebrannten Ohrringe

Die fertigen emaillierten Ohrringe sind übrigens auch erhältlich in der virtuellen Goldschmiede. Die „Petits Points“ gibt es neben mittelblau auch noch in gelbgrün, grasgrün, hellblau, rubinrot und türkis.

Noch Fragen zum Emaillieren? Gerne in die Kommentare schreiben!

Wenn der Trauring kein Trauring mehr sein darf

Wenn der Trauring kein Trauring mehr sein darf

Wenn der Trauring kein Trauring mehr sein darf: Ein Trauring verliert seine Bedeutung als Trauring. Und was passiert dann?

Eins der emotionalsten Gespräche in der Goldschmiede sind immer die Gespräche über den Tod – den Tod eines Lebenspartners, seiner Liebe. Meistens sind es Frauen, die dann bei mir stehen und mir ihr Herz ausschütten.

Manche brauchen Monate und Jahre um den Weg zu mir zu finden, andere stehen kurz nach der Beerdigung in der Goldschmiede und wollen den Ring umgearbeitet haben.
Oft arbeite ich ja Anhänger aus den Ringen – beide Ringe in einem Herz vereint.

Diesmal war es so, dass meine Kundin ein paar Tage nach der Beisetzung ihres Mannes vorbei gekommen ist.

Das ist immer so ein Moment, wo mir das Lächeln schwer fällt und ich denjenigen am liebsten in den Arm nehmen möchte. Das ist auch schon öfter passiert und genau dieses Wissen, macht mir diese von Corona und Masken geprägte Zeit so schwer. Durch diese Masken fehlt immer noch die Mimik, es fehlen die Emotionen, es fehlen die Berührungen. Ich bin eigentlich kein Mensch, der freiwillig mir fremde Menschen umarmt und diese Nähe zu lässt, aber manchmal muss das sein.

Die Vorgaben zu dem neuen „Trauring“ von meiner Kundin an mich waren sehr eindeutig:

Trauring in Bearbeitung

Ring während der Bearbeitung

Sie konnte ihren Ring schon lange nicht mehr tragen, weil er von der Größe her nicht mehr gepasst hat. Das musste sich ändern. Gut, das ist das kleinste Problem. Vor allem, weil es sich dabei um einen sehr schlichten Ring aus Gelbgold ohne Steinbesatz gehandelt hat.
Danach wurde es emotionaler. Es ging um den Ring ihres Mannes…

Sie wollte den Ring als Ring tragen. Aber nicht direkt so, dass man sieht, dass es ein Trauring ist.
Da die Ringe recht breit waren, mussten wir die andere Hand nehmen. Ihr Mann hatte seinen Ring wohl auch lange nicht mehr an und war früher wohl recht schmal. Der Ring musste nur ein bisschen vergrößert werden.

Jetzt kam das Schwierigste.

Irgendetwas musste ja mit dem Ring passieren, damit er nicht mehr wie ein klassischer Trauring aussieht.
Meine Kundin hat ein bisschen was von ihrem Mann erzählt. Er wollte ihr immer einen Ring mit Diamant schenken und sie konnte sich das nie bei sich vorstellen. Und er hat Rosen geliebt – der ganze Garten ist wohl voll mit Rosen. Er war ein Mann mit Ecken und Kanten, klar in seiner Meinung und trotzdem nicht immer leicht zu durchschauen.

Wie gut, dass vor kurzem ein Steinhändler bei mir war und mir eine Diamant-Rose gebracht hat. Eine Rose mit vielen Facetten und vor allem mit vielen weißen Einschlüssen. Bei einem Brillant ein absoluter Qualitätsmangel … Bei einer Diamant-Rose hat es was.

Fertig ist der alte, neue (Trau)Ring.

Ring mit Diamantrose

Ring mit Diamantrose

 

so bedeutungsvoll – so besonders – so B. von Grünberg

 

Es gibt natürlich auch immer wieder Fragen nach einer kompletten Umarbeitung der Trauringe. Was bei uns sehr oft angefertigt wird, ist das Trau(er)Herz. Darüber habe ich hier in den Gedankenperlen geschrieben.
Und wer mehr Informationen möchte, ist in der virtuellen Goldschmiede genau richtig.